Bierfeste sind ja bei Weitem keine Seltenheit mehr, diverse Anbieter finden sich in fast allen größeren Städten. Dennoch ist Bierfest nicht gleich Bierfest: Einige Festivals präsentieren vor allem die großen Industriebrauereien (z.B. die Bierbörse), andere setzen zwar auf Craft Beer, reisen aber doch als großer Anbieter auf und ab durch die Republik (z.B. das Bierfest 2018 in Bonn). Dass es auch ganz anders geht – individuell, besonders und doch familiär – haben jetzt Roland Schön und sein Team in Köln bewiesen – nämlich beim Hopfendankfest in der Birreria.

Führender Kopf hinter dem Hopfendankfest war Roland Schön – viele werden seinen Craft-Beer-Store „Bier Macht Schön“ in Köln-Sülz kennen. Roland und sein Team hatten etwa 25 Brauereien in die Birreria unweit des Barbarossaplatz eingeladen. In die Birreria? Ja, genau, das noch recht neue Brauhaus kombiniert hausgebrautes Bier mit hausgemachter Pizza und heißt vollständig „Birreria Düxer Botschaft“ und das eigene Bier passend dazu „Düx“.


Ein Alleinstellungsmerkmal dieses Festes lag für mich bei den ausstellenden Brauereien. Dabei interessiert mich besonders, ob wirklich die Brauer selbst an den Ständen stehen und nicht nur Personal. Auf dem Hopfendankfest war ersteres der Fall und man konnte in familiärer Atmosphäre mit den Machern über ihre Kreationen plaudern.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist natürlich die Frage, welche Brauereien da sind. Und hier bot das Hopfendankfest eine schöne Mischung aus regionalen Brauereien, kreativen Köpfen aus ganz Deutschland und einigen spannenden Craft-Beer-Schöpfern aus den Niederlanden und Großbritannien.


Ein gewisser Trend auf dem Hopfendankfest ging in Richtung klassischer Bierstile. Viele Craft-Beer-Brauer versuchen sich zurzeit an Kölsch, Hellem, Lager oder einem einfachen Schankbier, gut trinkbar, aber jeweils mit dem besonderen Twist. Parallel gab es natürlich die großen Hopfenbomben, IPA und NEIPA stehen weiterhin hoch im Kurs, was mich persönlich freut. Ein Highlight war für mich das „19th Century IPA“ von Ale Mania, das zu den Wurzeln des IPA zurückkehren will und ausschließlich mit alten englischen Zutaten gebraut wird. Ihr werdet es bald auch im Handel kaufen können.


Aber natürlich wurde auch experimentiert. Heidenpeters aus Berlin hatte ein „Bitter Orange NEIPA“ mitgebracht, Orca-Bräu aus Bamberg verschnitt seine zwei Fassbiere zu einem spannenden Cuvee und Hartmann & Lissek aus Köln boten mit Ihrem „Wald IPA“ ein mit Fichtennadeln gebrautes Bier – mein persönlicher Favorit auf dem Fest!


Das Hopfendankfest bot also alles, was das Bierfreunde-Herz begehrt. Gerade deshalb hätte es noch etwas mehr Zuspruch verdient gehabt. Die Birreria war zwar durchgehend gut gefüllt, ein paar mehr Gäste hätten aber noch Platz gefunden. Vermutlich zeigt sich hier, dass Köln in diesem Jahr erstmalig drei Craft-Beer-Feste beherbergt, die alle um die Nachfolge des Ehrenfelder Festivals der Bierkulturen ringen, das 2018 letztmalig stattfand. Dadurch verliert jedes einzelne Fest natürlich etwas an Aufmerksamkeit und Besonderheit. Das ist schade, denn Roland Schöns Hopfendankfest ist für mich der eigentliche, würdige Nachfolger des Ehrenfelder Festivals, gerade weil hier wirklich die Brauer selber an den Ständen stehen. Während andere Feste als etablierte Reihe quer durch Deutschland reisen und ihr Programm abspulen, bot das Hopfendankfest wirklich regionale und familiäre Atmosphäre gepaart mit spannenden bundesweiten und internationalen Farbtupfern. Daher steht für mich fest: Bierfeste sind heute zwar keine Seltenheit mehr, aber ein so schönes Fest wie das Hopfendankfest ist doch immer noch etwas Besonderes. Wir sehen uns 2020!
