Eine weitere Bar, die sich im gehobenen Segment verortet, hat in Bonn ihre Türen geöffnet. Das ist schön, denn dieser Bereich kann noch etwas Belebung vertragen. Direkt an der Schnittstelle zwischen Bahnhofsvorplatz und Innenstadt findet ihr nun The Waiting Room – die ideale Bar für den Cocktail nach der Arbeit, während man auf den Zug nach Hause wartet.

Die neue Bar liegt etwas versteckt in der Münsterstraße direkt neben dem Che Guevara. Früher war hier das Schokoladencafé beheimatet. Die äußere Unauffälligkeit des Waiting Room gehört zum Konzept, Elena und David, die beiden Betreiber, spielen mit dem Label der Speak-Easy-Bar aus Zeiten der amerikanischen Prohibition. So wurde auf ein großes Außenschild verzichtet, die Fassade bewusst dezent in Szene gesetzt. „Speak easy“ – also eine Bar, die sich durch Mundpropaganda herumspricht, sonst aber auf alle typischen Erscheinungsmerkmale verzichtet – wird jedoch im Waiting Room nur leicht angedeutet: Eine Klingel mit gezielter Türpolitiker gibt es erst einmal nicht, was ich absolut begrüße. Stattdessen erwartet euch schon im Flur zum Eingang verheißungsvoller Kerzenschein.


Wer die Bar betritt, wird entweder von David oder Elena in Empfang genommen eine schöne Geste, die eine warme Freundlichkeit ausstrahlt und zum Konzept passt. In der Bar selbst umgibt den Gast das Flair vergangener Zeiten, man steht mitten in einem Salon aus der Gründerzeit. Gedimmtes Licht, viele Kerzen, kleine Sessel, Chaiselounges und eine wunderbar brokatene Tapete – in diesen (dreigeteilten) Innenraum ist sichtbar viel Mühe zum Details geflossen!



Im Mittelpunkt des Hauptraums steht natürlich die schwarzpolierte Bar! Sie glänzt und funkelt, bietet an einigen Barhockern Platz und hinter ihr kreieren entweder David oder Elena ihre Cocktails. Die beiden – übrigens Bonns zweites Bartender Couple – haben zuvor diverse Stationen weltweit durchlaufen, waren in Melbourne, Moskau, London und Dubai. Dort, im Burj al Arab, haben sie sich auch kennengelernt und dort entstand auch die Idee zum Waiting Room. Und weil David aus Godesberg stammt, stand immer fest: Als Ort kommt nur Bonn in Frage!

Zum Glück wurde es dann auch Bonn! Wie schade wäre es gewesen, wenn diese Bar anderswo ihre Heimat gefunden hätte! Liebevoll kreierte Cocktails wären uns entgangen, selbst gepresste Säfte, selbst gemachter Sirup, im Sous-Vide-Verfahren gegarte Kräuter – also all das, wo sich echte Handarbeit in den Cocktailgrundlagen zeigt!
Die Karte im Stile einer Zeitungsseite präsentiert sich klein und ausgewählt. Die Cocktails liegen zwar im oberen Preissegment, sind mit 9 bis 11 Euro aber auch nicht unerschwinglich. wer auf der Karte nicht fündig wird, der kann auch einfach fragen und sich individuell beraten lassen. Nur wer wirklich 90er-Cocktails a la White Russian sucht, der wird vielleicht nicht fündig, aber das würde auch nicht ins Konzept passen.


Und dieses Konzept orientiert sich sehr konsequent am Stil der 1920er: Die Musik swingt und jazzt, die Einrichtung umfängt den Gast edel und die Cocktails entsprechen nicht nur in ihrer Art den Goldenen Zwanzigern, sondern auch in einigen Details. So bietet der Waiting Room einige Shrubs. Das besondere hier: Der verwendete Sirup wurde mit Essig haltbar gemacht, so wie in den Zwanzigern.

Es gibt nun also eine kleine Zahl an Bars aus dem gehobenen Segment in Bonn (hier findet ihr mein Ranking). Wo ordnet sich hier also der Waiting Room ein? Mit Blick auf das Ambiente spielt diese Bar sicherlich in der ersten Liga. Beeindruckt hat mich auch die Höflichkeit alter Schule. Das Konzept passt rundum und die Drinks überzeugen mehrheitlich.
Deshalb meine Meinung: Eine tolle Bar! Unbedingt hingehen!
Adresse und Kartenlink: Münsterstraße 7, 53111 Bonn
Testtag: Mittwoch & Freitag
Fass: —
Flasche: Ein wechselndes Craft Beer
Internet: Hier geht es zur Facebookseite des Waiting Room
