Em Stadthüsje/ Zentrum / Berliner Platz (Stadthaus)

Das „Amt 99“ für alle Besucher des Bonner Stadthauses: Wer länger wartet oder an den falschen Sachbearbeiter gerät, kann hier seinen Frust mit einem Kölsch im Stadthüsje herunterspülen! Diesen Kneipen-Exoten sollte jeder gesehen haben!

Wir gehen für euch wirklich überall hin und dieses Mal haben wir uns ein fast vergessenes Unikat angesehen: das Em´Stadthüsje auf dem Areal des Bonner Stadthauses. Hier mischen sich Stadtarchitektur, Lokalgeschichte und Kommunalanekdoten ganz wunderbar.

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Vermutlich kennt ihr das Stadhüsje alle, nur besucht habt ihr es noch nie. Ging uns lange genau so. Erst im Rahmen unserer Magisterarbeit und einiger Recherchen im Stadtarchiv verschlug es uns erstmalig zu einer Kaffeepause hierhin. Normalerweise erspäht man das Stadthüsje nämlich nur im Vorbeigehen, während man lästige Behördengänge erledigt.

Wir waren jetzt auf jeden Fall da und haben uns außen und innen umgeschaut. Von außen passt sich das Stadthüisje dem Bonner Stadthaus baulich an, präsentiert sich jedoch farbenfroher. Das Stadthaus selber wirkt architektonisch mittlerweile sehr anachronistisch und was in den 1970ern schick war, gilt heute als Bausünde. Dabei verbergen sich in diesem unsichtbaren Gebäude – kein Scherz: das war der Plan hinter der Mix-Fassade aus Silberkacheln und Glas, nämlich die Reflektion der Umgebung – einige spannende Details, zu denen wir auch die orange Plastikfront des Stadthüsje zählen würden. Mitten in einem der Lichthöfe zwischen den fünf Stadthaustürmen gelegen, gehört es bereits zur ursprünglichen Planung des 1978 eröffneten Gebäudes und sollte Anlaufstelle für Mitarbeiter wie Besucher sein. Dabei firmierte es anfangs unter dem selbstironischen Namen „Amt 99“ und ist bis heute im Eingangsbereich zur Thomas-Mann-Straße/ Budapester Straße als solches ausgeschildert (unser Dank gilt übrigens den freundlichen Stadthausmitarbeitern, die uns das versteckte Schild suchen halfen!).

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Heute scheinen viele Bonner das Stadthüsje vergessen zu haben und es lebt eher von den Mitarbeitern des Stadthauses, deren Kartenspielgruppen und Stammtische hier teils angesiedelt sind. Entsprechend halten sich auch die Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag bleibt das Lokal geschlossen, unter der Woche öffnet es um 15.00 Uhr (mittwochs um 10.00), aber am Abend sollte man hier nicht mehr unbedingt auf offene Türen hoffen. Ansonsten entspricht das quadratische, vielleicht 35 Quadratmeter kleine Gebäude dem Typ der Eckkneipe – oder treffender: dies ist die Veedelskneipe des öffentlichen Dienstes!

Innen finden sich einige rechteckige Sitzgruppen aus hellem Holz, die Tische mit Tischdeckchen und Blumenschmuck versehen, die Sitzbänke in etwa so bepolstert, wie Oma es auch als Bluse tragen würde. Es gibt zwei Spielautomaten, viele FC-Wimpel und einige undefinierbare Dekoelemente. Die großen Fensterfronten können mit einem nicht wirklich zur orangen Außenhülle passenden rosa Vorhang verschlossen werden. Klingt spießig, findet ihr? Ja, mag sein, aber das Innere strahlt den sehr eigenen Charme der 1970 aus und damit passt das Stadthüsje zu einhundert Prozent hier in das Stadthaus. Wir würden das Gelände als architektonisches Panoptikum der späten Bundesrepublik sehen und das Stadthüsje bildet ein wenig das liebenswerte Herz dieser Ansammlung aus kalten Fensterfronten, hohen Leichtmetallfassaden und viel Kunst am Bau (sucht einfach mal die diversen abstrakten Kunstwerke auf dem Gelände…).

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Ausgeschenkt werden übrigens Sion und Jever und als Weizen aus der Flasche Schöfferhofer. Dazu gibt es auch einige Weine, Säfte, Kaffee und die bekannten hochprozentigen Klassiker. Aber hier gilt ähnlich wie beim Ambiente: Vielfalt ist hier eher nicht der Maßstab. Im Gespräch mit dem Wirt erfuhren wir, dass es dem Lokal auch besser ging, als das Mittagspausenbier noch Teil der Arbeitswelt war. Tempora mutantur…

Deshalb unsere Meinung: Eigentlich unbewertbar. Ein Bonner Unikat und ein Muss auf der Liste der Orte, die jeder Bonner einmal besucht haben sollte!

Testtag: Dienstag

Fass: Jever, Sion

Flasche: Schöfferhofer

Besonderheiten: Das Amt 99 im Bonner Stadthaus

Internet:

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